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Horst Lichter

Horst Lichter ist das, was man buchstäblich unter einem „Original“ verstehen würde. Der Mittfünfziger, der sich nicht umsonst selbst als jemand bezeichnet, der „naturstoned“ ist und deshalb weder Drogen noch Alkohol braucht, der ab und zu vielleicht „mit einem Verrückten verwechselt wird“, ist nicht nur wortgewandt und bemerkenswert humorvoll. Er ist grundsätzlich originell in dem, was er tut und sagt. Horst Lichter hat trotz, oder gerade wegen seiner vielen und auch frühen Schicksalsschläge einen Weg in seinem Leben eingeschlagen, der nicht in erster Linie außergewöhnlich ist, weil Horst Lichter so vielseitig ist und tatkräftig erscheint. Er vertritt diesen Weg voller Lebensfreunde und Menschenliebe, und macht diese zwei Eigenschaften als gelebte Überzeugungen zur unbedingten Grundlage hierfür.

Schlecht sind die Umstände, nicht die Menschen

Für Horst Lichter gibt es kaum sowas wie schlechte Menschen oder Arschlöcher, wie man aufgrund seines gerade erschienen neuen Buches mit dem Titel „Keine Zeit für Arschlöcher!“ vermuten könnte. Ganz im Gegenteil, seine Devise ist: ich krieg nur Freundlichkeit und gute Laune entgegengebracht, wenn ich das selbst vorlebe und damit auch andere anstecke und vielleicht „umdrehe“. Wenn sich jemand schlecht verhalten hat, dann liegt das in seinen Augen eigentlich immer an den jeweiligen Umständen. Er gibt den Menschen erstmal eine Chance. Gerade weil er Menschen so gern hat und selten in einem ein Arschloch vermuten würde, will er, wenn er dann doch mal auf ein solches trifft, es am besten meiden, wo es nur geht, weil das Leben einfach zu kurz ist dafür, schlechte Laune zu haben und sich schlecht zu fühlen.

Horst Lichter – Sprüche, Kochen und, vor allem: viel Butter

Horst Lichter hat mit Ende zwanzig seinen zweiten Schlaganfall erlitten und ein Herzinfarkt. Danach hat er den Entschluss gefasst, etwas grundlegend in seinem Leben zu verändern und sich „verbessern zu müssen“, wie er selbst einmal gesagt hat. So ging es ihm auch wieder, nachdem seine Mutter in seinen Armen nach einer Krebserkrankung in seinen Armen verstorben war. Aufgrund dieser Erfahrung ist das neue Buch entstanden, das nicht das erste von ihm ist.

Horst Lichter ist bekanntermaßen nicht in erster Linie Buchautor, sondern zuerst als Fernsehkoch bekannt geworden, auch wenn er mittlerweile insgesamt neun Bücher veröffentlicht hat. Lichter, den man nicht nur wegen seines auffälligen Zwirbelbartes sofort wiedererkennt, hat seinen Platz unter den Fernsehköchen mit Wiedererkennungswert, den er sich auch gesichert hat mit dem Thema Butter beim Kochen: bei regelmäßigem Konsum von diversen Kochshows kommt man nicht umhin, dass Lichter, allen bekannten Gesundheitsrisiken und abschätzenden Sternekochaussagen zum Trotz, stets zu einem Übermaß an Butter rät, und das bei eigentlich jedem Rezept. So ist auch einer der typischen Lichter-Sprüche, die ein paar seiner doch zahlreichen Merchandise-Produkte zieren: “Ein Herz für Butter“.

Es ist beachtlich, wie viele Produkte Lichter hier mittlerweile über seinen eigenen Onlineshop vertreibt, in dem es Küchenzubehör, Kleidung, Bücher und DVD´s, und natürlich auch eine Rubrik „Krims-Krams“ gibt. Da kann man heute nicht mehr so lapidar behaupten, dass es Fernsehköche nicht weit bringen können… aber das könnte man über Horst Lichter eh nicht sagen, weil er einfach zu vielseitig ist und scheinbar auch ein Händchen hat fürs Geschäftliche.

Horst Lichter ist gerade deshalb eine Ausnahme unter den Fernsehköchen, weil ihn nicht die Qualität des Essens vordergründig oder die Rezeptideen hervorgehoben haben unter den anderen Fernseh- oder Starköchen und überhaupt bekannt gemacht haben – obwohl das ja ist, wodurch sich Fernsehköche qualifizieren auf den ersten Blick. Nein, Horst Lichter verkauft sich selbst besser als das hervorgebrachte Produkt, in diesem Fall ein oder mehrere Gerichte: er sprudelt vor Fröhlichkeit, ist stets locker drauf und hat einen Spruch nach dem anderen auf dem Lager, sodass man überzeugt ist: so sympathisch wie der rüberkommt, muss sein Essen einfach lecker sein! Es ist ja auch qualitativ hochwertig, das bestreitet niemand, und deshalb steht er auch immer in einer Reihe bei Lanz mit Schuhbeck & Co. Aber oft weiß man gar nicht, was er gekocht hat, weil man einfach optimal unterhalten und „bespaßt“ wurde. Seine Leichtigkeit und Freunde an allem, was er macht, der ehrlich freundliche Umgang mit den anderen Menschen, all das macht ihn zu einem Fernsehkoch, dem man auch zuschauen und dessen Gericht man nachkochen würde, wenn es nur Würstchen, mit Kartoffelsalat wären, einfach weil das Kochen so voller Lebensfreude vorgemacht wurde von ihm, dass man hofft, sie selbst zu erleben beim Zubereiten zuhause.

Aus dem alten Lernen und sich verbessern

Ursprünglich in die Öffentlichkeit gebracht hat ihn die Sendung mit Johann Laafer. Zehn Jahre lang haben sie zusammen im Fernsehen gekocht. Die Zusammenarbeit besteht nicht mehr, aber wenn die beiden mal zusammen in letzter Zeit zusammen im Fernsehen in anderen Kochshows zu sehen waren, dann hatten sie zwar nicht die zwei Kochplätze direkt nebeneinander, wirkten aber jeweils auch nicht feindselig dem andern gegenüber. Lichter sagte rückblickend bei einem Interview dieses Jahr im deutschen Frühstücksfernsehen, dass sie einfach zu wenig miteinander über vieles die Zusammenarbeit betreffende geredet hätten. Auch da ist er wieder der Menschenfreund und die Frohnatur, die sich dann nicht negativ weiter äußert, sondern daraus gelernt hat und dazu nur noch sagt, dass er das nicht wieder so machen würde. So steckt in ihm ein Menschenfreund mit einem klaren Bewusstsein für eigene Fehler und dafür, dass man sich ändern kann, wenn man das will, und dass das nötig ist in bestimmten Punkten – Wendepunkten – im Leben. Aber zu Wendepunten werden Situationen im Leben nur durch eigenes handeln: Dass sein erstes Kind nach zwei Tagen einen plötzlichen Kindstod erlitt und die immer wiederkehrende Konfrontation mit Tod und Sterben in seinem Leben haben ihn eben nicht sich selbst aufgeben lassen, sondern ihn dazu gebracht, sich dadurch zu etwas zu entscheiden, was das Leben besser macht, und dabei zu bleiben.

Mittlerweile hat er seine eigene Kochshow im ZDF, die erst im Herbst diesen Jahres angelaufen ist. Sie heißt „Koch im Ohr“ und ist mal was anderes und sehr witzig, also alles, was zu Horst Lichter passt. Das Konzept ist, dass Menschen, die nun wirklich mehr als nur nicht kochen können über einen Knopf im Ohr von einem Sternekoch angeleitet werden, wie sie ein Gericht kochen sollen. Sie haben sich vorher nicht kennengelernt, das Aufeinandertreffen geschieht erst nach dem Kochen. Das führt nicht nur zu wirklich lustigen Situationen, sondern macht – wie Lichter selbst sagt – die Sendung mehr zu „einer Datingshow“. Was diese Kochlegasteniker und die Sterneköche miteinander erlebt haben und wie „nah“ sie sich ja im Grunde waren, das macht ihr Treffen zu einem emotional aufgeladenen Ereignis.

Chefkoch

Chefkoch ©iStockphoto/Kondor83

Horst Lichter, Sammler und Trödler aus Leidenschaft

Neben dieser neuen Kochsendung moderiert er eine, die sich mit Trödel beschäftigt. Die Sachen, die die Gäste der Show mitbringen, werden begutachtet: ob es bloß Krimkrams oder Trödel ist, oder eben eine Art unentdecktes Juwel. Die Sendung mit dem Titel „Bares für Rares“ wird ab November 2016 auf ZDF ausgestrahlt und fußt auf einer Leidenschaft von Horst Lichter, die man spätestens ablesen kann an der Einrichtung der „Oldiethek“.

Die „Oldiethek“ ist seit 1995 sein Restaurant und war zuerst 1990 ein Club, gegründet vonHorst Lichter nur für Freunde und Bekannte, mit dem sein neues Leben nach dem Herzinfarkt begannen. Und mit der Eröffnung dieses Clubs hat er auch im Rahmen der Trennung von seiner ersten Frau einen Neuanfang gemacht hat, den er bis heute nicht bereut: Hier hatte er vieles endlich und zum ersten Mal vereint und selbständig auf die Beine gestellt, was ihm wichtig ist Spaß macht: Kochen, eben als eine Art Show Horst Lichter ist auch als Kabarettist tätig), bei dem man ihm zusehen konnte. Andererseits stehen in diesen Räumen jede Menge alter Sachen, worunter auch welche sind, die man als Kitsch bezeichnet, die aber jedes Sammlerherz, das auch in Horst Lichter wohnt, bestimmt höher schlagen lässt.

Nicht zuletzt hat dieses Restaurant aber aus dem Grund vermutlich eine wichtige Bedeutung für ihn, weil er hier seine heutige Ehefrau kennengelernt hat, die besser bekannt ist unter dem einfachen Spitznamen „mein Schatz“. Sie hat länger als ein Jahrzehnt in dem Restaurant als Kellnerin gearbeitet, bis sie 2009 geheiratet haben. Sie ist es auch, der er gern beim Schwimmen im Urlaub zusieht oder mit der er einfach bei Freunden Zeit verbringt und viel lacht, um dann spät ins Bett zu gehen und auszuschlafen. Wobei das Motorradfahren dabei nicht fehlen darf. Auch wenn er sich nicht als ausgesprochenen Raser bezeichnen würde, ist das Bewegen von schnellen Zweirädern aus seiner Freizeit nicht mehr wegzudenken.
Noch weniger wegzudenken ist aber das Lächeln von Horst Lichters bartbedecktem Gesicht und damit seine schier nicht ausgehende Heiterkeit.

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