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Alfred Biolek

1934 in Freistadt in der damaligen Tschechoslowakei geboren, zählte Alfred Biolek von Mitte der Neunziger bis ins Jahr 2006 hinein zu den bekanntesten Fernsehköchen Deutschlands. Biolek war jedoch nicht immer der Koch, der für sein „Bioloch“ und die Vorliebe für gute Weine bekannt war. Mehr über eines der bekanntesten Fernsehgesichter Deutschlands erfahren Sie in diesem Artikel.

Chefkoch

Chefkoch ©iStockphoto/Kondor83

Bioleks Weg ins Fernsehen

Nachdem Bioleks Familie nach dem Zweiten Weltkrieg ins schwäbische Waiblingen übergesiedelt war, arbeitete sein Vater als Jurist. Und zunächst sah alles danach aus, als würde der junge Alfred in die Fußstapfen seines Vaters treten. Biolek war nicht nur ein guter Schüler und einer der ersten Austauschschüler Deutschlands in den USA. Nachdem er 1954 am Staufer-Gymnasium in Waiblingen Abitur gemacht hatte, ergriff er außerdem nach Vorbild seines Vaters das Jurastudium. Er studierte zunächst in Freiburg im Breisgau, später in München und Wien. Während seines Studiums machte Biolek dann auch erste Bekanntschaft mit einer Bühne. Er gründete mit einigen Studienkollegen „Das trojanische Pferd“ – ein studentisches Kabarett. 1958 schloss Biolek sein erstes Staatsexamen mit Prädikat ab. Daraufhin wurde er wissenschaftlicher Assistent einer seiner Professoren aus Freiburg und promovierte 1962. Fortan war er Dr. iur. und vertrat zunächst die Anwaltskanzlei seines Vaters.

Bioleks erste Schritte in die Medienwelt

Nachdem Biolek promoviert war und erste Berufserfahrung gesammelt hatte, begann er als rechtlicher Beistand in der Rechtsabteilung des Zweiten Deutschen Fernsehens zu arbeiten. Schon kurze Zeit später wechselte er in die Redaktion des Senders. Die Tätigkeiten dort lagen ihm einfach noch mehr. Durch Fleiß und Ehrgeiz wurde Biolek innerhalb kürzester Zeit zum Moderator von Formaten wie „Nightclub“, „Urlaub nach Maß“, „Tips für Autofahrer“ oder „Die Drehscheibe“. Bei der letztgenannten war „Bio“ nicht nur Moderator, sondern darüber hinaus auch Redaktionsleiter.

Alfred Biolek geht nach München und Köln

Acht Jahre beim ZDF endeten für Biolek 1970. Er wechselte nach München zur Bavaria Film GmbH. Hier lernte er nicht nur Rainer Werner Fassbinder kennen, sondern auch den Entertainer Rudi Carrell. Mit dem Niederländer entwickelte er die Show „Am laufenden Band“. Diese bescherte ihm in ganz Deutschland Bekanntheit. Später zog es Biolek nach Köln zum Westdeutschen Rundfunk. Dort startete er im Januar 1976 in Zusammenarbeit mit dem Morderator Dieter Thoma die Talkshow „Kölner Treff“. Die Sendung fußt auf „Wer kommt, kommt“, einem von Biolek präsentierten Kabarett-Programm. Sie zählt zu den ersten deutschen TV-Sendungen, in der nicht nur prominente Gäste, sondern auch Zuschauer ihre Meinung sagen konnten. Biolek modererierte bis ins Jahr 1980 die Sendung. Bereits ab 1978 produzierte und moderierte er parallel seine Show „Bio’s Bahnhof“.

Mit „Bio’s Bahnhof“ zum „Adolf-Grimme-Preis“

Im Gegensatz zum „Kölner Treff“ war „Bio’s Bahnhof“ keine Talkrunde. Diesmal setzte „Bio“ auf Unterhaltung und Musik. Die Show lief immer donnerstags und hatte einen ganz bestimmten Vorteil gegenüber anderen Unterhaltungssendungen der späten 1970er und frühen 1980er Jahren. Die Musiker, die bei Biolek auf der Bühne standen sangen fast ausschließlich live. Außerdem bewies der ehemalige Jurist sozusagen ein „Goldenes Händchen“ bei der Auswahl seiner Gäste. So bescherte er nicht nur der Band „The Police“ um den späteren Weltstar „Sting“ ihren ersten Auftritt vor deutschem Publikum. Auch Kate Bush, Monty Python und andere international anerkannte Stars waren bei „Bio“ erstmals im deutschen TV zu sehen. Darüber hinaus war „Bio’s Bahnhof“ – das übrigens tatsächlich in einem ehemaligen Bahngebäude gedreht wurde – eine wahre Talentschmiede. Die Karriere von Anke Engelke beispielsweise hätte vermutlich einen anderen Verlauf genommen, wäre die Komikerin nicht unter den Gäste Alfred Bioleks gewesen. Zwischen Februar 1978 und Oktober 1980 lief „Bio’s Bahnhof“ insgesamt 30 Mal in der ARD. 1983 wurde Alfred Biolek für seine Show dann schließlich mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Der ist bis heute eine der renommiertesten Auszeichnungen für deutschsprachige Fernsehsendungen.

Alfred Biolek und „Boulevard Bio“

Ab 1991 stand Alfred Biolek für die wöchentliche Talkshow „Boulevard Bio“ für die ARD vor der Kamera. Bei der live ausgestrahlten Show zeichnete sich „Bio“ durch seine einfühlsame Gesprächsführung aus. In 485 Ausstrahlungen kamen – ähnlich wie beim „Kölner Treff“ – sowohl Zuschauer als auch prominente Gäste zu Wort. Durch Bioleks sensible Art des Zuhörens und der Wortführung konnten bei „Boulevard Bio“ auch schwierige Themen besprochen werden. Ein Beispiel hierfür ist die überstandene Krebserkrankung des Schauspielers Michael Lesch. Prägend für die Sendung, die durchschnittlich zweieinhalb Millionen Menschen sahen, war außerdem die Kulisse. Die bestand zunächst aus einem Ledersofa und einfachen Korbstühlen – später aus einfachen Holzstühlen und Tischen. Aufgebaut war das Ganze in einem stillgelegten Proberaum für Balletttänzer. Ausgestrahlt wurde „Boulevard Bio“ zwischen 1991 und 2003.

Biolek wird zum Vorreiter einer Ära

Ab 1994 war Biolek nicht nur in „Boulevard Bio“ zu sehen. Er fröhnte in der ARD und beim WDR einer seiner großen Leidenschaften: dem Kochen. „alfredissimo!“ ging am 27. Dezember 1994 auf Sendung. Biolek lud sich Prominente ein, die gemeinsam mit ihm ihre Lieblingsgerichte kochten. Im Anschluss wurde das Ergebnis gemeinsam mit einem Glas Wein verkostet. Auch hierbei kam „Bio“ seine Erfahrung als Talkmaster zugute. Während des Kochens fühlte er seinen Gästen auf den Zahn und erfuhr so mehr über Karriere und Privates seiner Gäste. Wie gut „Bio“ das Gericht seines Gastes schmeckte, gab der Gastgeber auf seiner später berühmt gewordenen „Mmmh-Skala“ an. Außerdem war die Sendung für die praktischen Tipps des Gastgebers bekannt. So riet er seinen Zusehern beispielsweise dazu, den Parmesan stets frisch über die Pasta zu reiben und Pfeffer nur aus der Mühle über das Fleisch oder den Salat zu mahlen. Die Gerichte, die Biolek gemeinsam mit Jochen Busse, Christiane Paul, Tobias Moretti, Elisabeth Volkmann, Hape Kerkeling und zahlreichen anderen Stars kochte, sammelte er in mehreren Kochbüchern. Alfred Biolek selbst sagte über „alfredissimo!“, dass die Sendung der Auslöser für eine ganz neue Fernsehgattung gewesen sei. Und damit hatte er recht. Schließlich war die Sendung eine der ersten deutschen Fernsehkochshows. Außerdem löste der einstige Jurist mit seiner Sendung einen echten Koch-Boom im deutschsprachigen Raum aus.

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